WESTFAELISCHE NACHRICHTEN AJN | Hermann - Ein Narr unter bedenkenlosen Toren als Botschafter der Hoffnung | 26 nov 1988 |
Schnell weg da! Weg da! Weg! Mach Platz, sonst gibt's noch Streit. Wir sind spät dran und haben keine Zeit. Schnell weg da! Weg da! Weg! Es tut uns furchtbar leid. Wir schaffen’s kaum - der Weg ist ja noch weit. Wir müssen rennen, springen, fliegen - tauchen, hinfall’n und gleich wieder aufstehen - wir dürfen keine Zeit verlieren - können hier nicht stehen, wir müssen geh’n.“ In dieser Welt voller Hektik, ziel- und rücksichtslosem Hasten, voller Elend und Leid sowie Egoismen und versteckter Verbrecher ist Hermann van Veen (vom 27. bis 29. November in der Halle Münsterland) ein weltnaher Träumer, ein Narr unter lauter bedenkenlosen Toren, ein Harlekin, der ganz fest daran glaubt, daß der Mensch des Menschen Freund ist. Er geht bis hierher und weiter. Für Hermann van Veen ist es nie zu spät. Daß es fünf nach zwölf ist, wissen wir. Aber dieser schlacksige Holländer dreht die Uhr zurück auf fünf vor zwölf. Als unverbesserlicher Weltverbesserer verteilt er -nicht nur auf der Bühne - Hoffnung an jedermann und versprüht kindliche Lebensfreude. Hermann van Veen hat nichts zu tun mit jenen scheinheiligen Gefühlsoffenbarungen, die da lauten: „Weißt du, das macht mich echt betroffen, du.“ Er kann einem in die Augen schauen, wenn er singt: „Ich hab ein zärtliches Gefühl Und wenn Georges Moustaki über Hermann van Veen sagt: „Ich grüße in Dir die Weisheit des Narren und die Unverschämtheit des Moralisten, während Du vorgibst, uns nur zu unterhalten ...“, dann kann man gute Unterhaltung wünschen. AJN |